Baudenkmale
2016-2021
Leipzig

Lukaskirche Volkmarsdorf

30.1221

Sie stand jahrelang praktisch leer. Die Mitglieder­zahl der Kirchgemeinde war auf etwa 350 geschrumpft, zum Vergleich: unmittelbar nach der Erbauung der neuen Kirche 1893 waren es etwa 18.000 Mitglieder, so dass die Fusion der Lukaskirchgemeinde mit der benachbarten Sellerhäuser Gemeinde unausweichlich und 2002 vollzogen wurde. 

So besaß die eine fusionierte Kirchgemeinde zwei große Kirchen. In Gohlis, in einer 1950 von Schweden der
lutherischen Freikirche geschenkten Notkirche, einer nicht beheizbaren, barackenartigen Holzbaude, hatte die St. Trinitatis-Kirch­gemeinde der Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) ihr Domizil. 

Aufgrund des langanhaltenden Provisioriums suchte die Gemeinde nach einer neuen Heimstatt. Nach Aufgabe der Lukaskirche durch die evangelische Landeskirche konnte die St.-Trinitatis-Gemeinde, auch evangelischen Glaubens, aber dem altlutheranischen Glaubens zugehörig und damit nicht der Landeskirche zugehörig, die Lukaskirche übernehmen. 

Im Auftrag der neuen Kirchgemeinde wurden in insgesamt vier Bauabschnitten wesentliche Bereiche der Kirche saniert, behutsam modernisiert und denkmalgerecht rekonstruiert. 

Durch das Engagement der St.-Trinitatis-Kirchgemeinde wurden so mit erheblichem finanziellem und persönlichem Engagement, weitgehend im Ehrenamt, wesentliche Maßnahmen zur Sicherung und Erhaltung der Bausubstanz sowie zur Wiederherstellung des ursprünglichen Glanzes der Kirche vorgenommen. 

Volkmarsdorf, als eines der Leipziger Kohlgartendörfer wichtig für die Gemüseversorgung der Stadt, östlich von Leipzig gelegen, erlebte im Zuge der Industrialisierung und dem damit einhergehenden enormen Arbeiterbedarf einen sprunghaften Einwohnerzuwachs von circa 900 Einwohnern im Jahr 1825 auf fast 13.000 Bewohner im Jahr 1885. Aus dem Dorf wurde ein dichtbesiedelter Arbeitervorort. 1890 erfolgte die Eingemeindung nach Leipzig.

Ursprünglich nach Schönefeld eingepfarrt, wurde 1891 eine eigenständige Kirchgemeinde gegründet und der Bau einer eigenen Kirche beschlossen.

Nach Entwürfen des Leipziger Architekten Julius Zeißig, der zuvor bereits die Lutherkirche in Leipzig sowie die Petrikirche in Dresden entworfen hatte, wurde die Lukaskirche im Stil der Neugotik ab 1891 auf dem ehemaligen Marktplatz der Gemeinde Volkmarsdorf errichtet. 

Mit ihrem 71 m hohen Turm sowie der markanten roten Klinkerfassade ist sie eine weithin sichtbare Landmarke und Wahrzeichen Volkmarsdorfs. Das hallenartige Kirchenschiff misst eine Länge von 46 m und 21 m Breite. Besonders wirkungsvoll sind die in den Tympana der Eingänge vorhandenen fünf szenischen ­Fliesenbilder, die von Professor Erhard Lieberstein entworfen und durch die Firma Villeroy & Boch in Dresden hergestellt wurden.

Das Innere des Kirchenschiffs wird durch die dominierende Wirkung der Holzdecke sowie die hölzernen Emporen und Wandverklei­dungen geprägt, die sich mit dem Gestühl zu einer stimmigen Gesamtwirkung verbinden.

Einen Monat vor Kriegsende, am 6. April 1945, wurde die Kirche am Kirchturm beschädigt. Durch Luftminen wurden zudem die großen Bleiverglasungen auf der Ostseite der Kirche zerstört. 

Erst 1957 konnte der Turm repariert werden. Ab 1964 fanden Umbauarbeiten an der Kirche statt, bei denen unter anderem die Ausstattung des Altars entfernt wurde. Die ehemalige wirkungsvolle Ausmalung der Kirche wurde durch einen monochrom hellbeigen Farbanstrich überstrichen. 

 Das ursprünglich teppichartig an Wänden und Decken des Chors vorhandene Rosettenmuster konnte im Zuge der durch die St.-Trinitatis-Kirchgemeinde veranlassten Sanierungs­arbeiten nach erfolgreicher Befundung durch einen Restaurator in mühevoller Schablonenmalerei wieder hergestellt werden. 

Auch die Deckengestaltung des Chorraums sowie die Engelsdarstellungen konnten entsprechend der Originalbefunde wieder rekonstruiert werden. Neben der Wiederherstellung der originalen Farbfassung, durch die die ursprüngliche Wirkung des Kirchraums, aber auch die Sicherung und Wiedererlebbarkeit des ehemals vorhandenen Kulturguts gelang, konnte auch der Altar, der über Jahrzehnte aus der Kirche ausgelagert war, wieder in den Altarraum zurückgeführt, saniert und die fehlenden und nicht mehr auffindbaren Teile rekon­struiert werden.

Neben der Sanierung der Sakristei und der Sanierung des Turmbereichs. der nachträglichen Abdichtung, der Bodensanierung und Neubelegung des Kirchbodens konnte zudem ein Gemeinderaum in der Kirche neu eingerichtet werden, der für kleinere Veranstaltungen der neuen Kirchgemeinde genutzt werden kann. 

Und nicht zuletzt wurde die Barrierefreiheit durch die Neuanlage eines behindertengerechten Zugangs an der Westseite der Kirche im Rahmen der Sanierungsarbeiten deutlich verbessert. 

Bauherr

Evangelisch-Lutherische
Triniatatskirchengemeinde (SELK)

Bauort

Leipzig-Volkmarsdorf

Projekt

Sanierung und Modernisierung

Typologie

Bauen im Bestand
Denkmal

Nutzung

Kirche

Entwurf

Heiko Kauerauf
Mitarbeit: Hellena Bick, Luise Streck,
Kevin Güldner, Jacqueline Landgraf,
Sylvia Jahn

Leistungen

Genehmigungsplanung
Projektmanagement

Bearbeitungszeitrum

Planung 2016–2021
Bauausführung 2016–2021

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