Baudenkmale
2010-2016
Leipzig

Mehrfamilienhäuser Clara-Wieck-Strasze

60.1030

Das Bauerndorf Schönefeld, nordöstlich von der Leipziger Altstadt gelegen, im dreißigjährigen Krieg und der Völkerschlacht zweimal verwüstet und wiederaufgebaut, wurde über Jahrhunderte vom dortigen Rittergut geprägt. Mit der rasanten Entwicklung Leipzigs zu einer industriellen Großstadt entwickelte sich Schönefeld zu einem Arbeitervorort, in dem die zahllos aus dem ländlichen Raum nach Leipzig strömenden Arbeitskräfte mit ihren Familien Wohnraum fanden.

Das Gebiet westlich der Gorkistraße wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts für ein neues Wohngebiet parzelliert, erschlossen und bebaut. Eine der neu angelegten Straßen, bis 1919 als Gartenstraße bezeichnet, ist die heutige Clara-Wieck-Straße, benannt nach Clara Wieck, der in Leipzig geborenen Pianistin, die 1840 in der Schönefelder Gedächtniskirche Robert Schumann heiratete. 

Die neu entstandenen Straßen wurden mit viergeschossigen Mehrfamilienhäusern, oftmals mit kleinen Läden im Erdgeschoss für regionale Händler und Handwerker, Bäcker und Fleischer, im geschlossenen Karree bebaut. 

Nachdem die Sanierung und Aufteilung in Eigentumswohnungen des Objektes Clara-Wieck-Straße 34 erfolgreich verlief, wurde durch den Bauträger das leerstehende Nachbarhaus Nr. 32 angekauft. Für dieses Objekt übernahmen wir die Entwurfsplanung, die Tragwerksplanung sowie die Energieberatung.

Die vorhandene Grundrissteilung bestand in einer zweispännig gegliederten, einfachen Grundrissstruktur mit von einem länglichen Flur abgehenden Wohnräumen.

Um den heutigen Anforderungen entsprechende Wohnungen herstellen zu können, waren erhebliche Eingriffe in die Grundrisse und bauliche Substanz erforderlich. Ziel war es, helle und große Familienwohnungen zu schaffen.

Die Gebäude waren um 1897 als Bundwandkonstruktion, einer in Leipzig damals weitverbreiteten Konstruktionsform, errichtet. Hierbei werden die tragenden Innenwände, abgeleitet aus dem Fachwerkbau, mittels Holzstützen, den sogenannten Bundstielen, und ausgemauerten Bereichen gebildet. Dadurch konnten die tragenden Wände 1/2-Steindick ausgeführt werden, eine große Material- und Konstruktionsflächenersparnis. 

Für diese, seit Jahrzehnten nicht mehr verwendete Konstruktionsart liegen keine allgemein anerkannten Berechnungs- und Nachweismethoden vor, so dass bei dem zu führenden statischen Nachweis eine Einzelfallabstimmung mit dem Prüfingenieur erfolgen musste. Auch schränkt diese, aufgrund der schlanken Ausführung nur über sehr geringe Tragreserven verfügende Konstruktion, den Umbau und Innenausbau, vor allem das Anlegen von Schlitzen und Aussparungen erheblich ein, so dass auch die Installationsunternehmen hierfür sensibilisiert werden mussten. In Bereichen hoher Lastkonzentrationen wurden in die Bundwände zusätzliche Stahlstützen eingebracht.

Auch die Holzbalkendecken mussten mit seitlichen Stahlprofilen hinsichtlich der Tragfähigkeit ertüchtigt werden, damit die neuen Lasten durch schwimmenden Estrich aufgenommen und die Schwingungsanfälligkeit der Decken reduziert werden konnte.

Zudem erfolgte eine energetische Sanierung zum Kfw-Effizienzhaus. Die Beheizung erfolgt durch Fernwärme, die Objekte wurden energetisch erheblich ertüchtigt. 

Da die Sanierung und der Verkauf der Eigentumswohnungen des Hauses Nr. 32 erfolgreich verlief, wurden in der Folge schließlich die ebenfalls leerstehenden Häuser Nr. 36, 38 und 40 angekauft und in gleicher Weise umfassend saniert, modernisiert und energetisch zu Effizienzhäusern ertüchtigt. 

In den Dachgeschossen konnten maisonetteartige helle, sonnige Wohnungen neu geschaffen werden, die ihre Wirkung aus den Raumhöhen, die durch die bis zum First verkleideten Schrägen entstanden sowie den Anordnungen der Dachfenster erzielten. 

Für die Dachgeschosswohnungen wurden hofseitige Dachauschnitte mit verglasten Terrassen neu geschaffen.

Bauherr

NK Bauregie GmbH

Bauort

Leipzig-Schönefeld

Projekt

Denkmalgerechte Sanierung
und Modernisierung

Typologie

Bauen im Bestand
Denkmalschutz

Nutzung

Mehrfamilienhaus
(Eigentumswohnungen)

Entwurf

Heiko Kauerauf
Mitarbeit: Vivian Hemmann,
Susanne Weißenborn,
Wolfgang Starke

Leistungen

Entwurfs- und Genehmigungsplanung
Tragwerksplanung
Wärmeschutz/Energiekonzept

Bearbeitungszeitrum

Planung 2013–2015
Bauausführung 2015–2016

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